„Teamgeist hat bei mir oberste Priorität“

Patrik Kühnen schaffte den Sprung vom Tennisspieler zum erfolgreichen Davis Cup-Coach und Turnierdirektor der BMW Open. Die finden noch bis Sonntag in München statt. Petra Rapp sprach mit Patrik Kühnen.

Tennis bestimmt schon immer Ihr Leben. Sie haben mit neun Jahren mit dem Tennissport begonnen. Wie kam es dazu?
Meine Eltern haben selbst damals in meiner Heimat im Saarland im Verein gespielt. Ich hab zuerst stundenlang alleine an der Wand gespielt und dann erste Trainerstunden gehabt.
Wann wollten Sie dann Tennisprofi werden?
Das hat sich so mit 17 Jahren herauskristallisiert.
Ihr sportliches Vorbild in Ihrer Jugend?
Wir haben damals immer die ganz großen Matches wie Borg gegen McEnroe zusammen im Club angeschaut und dann auf dem Platz nachgespielt. Zuerst war Borg mein Vorbild, dann fand ich aber lange Zeit McEnroe ganz toll.
Gab es Alternativen zur Tenniskarriere? Andere Talente in ihnen?
Nein. Für mich war das ganz klar, dass ich Tennisprofi werden will. Meine ersten Gehversuche im Profizirkus waren sehr schwierig und auch nicht sehr erfolgreich, aber ich hab mich durchgebissen.
Ihre Stärken und Schwächen als Spieler?
Ich habe sehr offensiv und viel Serve und Volley gespielt und kam deshalb auf schnelleren Belägen immer besser zurecht. Weil ich so offensiv gespielt habe, war ich sicher nicht der geduldigste Spieler.
Ihr größter sportlicher Erfolg?
Das waren sicher die drei Daviscup-Erfolge für Deutschland. Mein persönliches sportliches Highlight war aber 1988 das Viertelfinale im Einzel und 1993 das Erreichen des Halbfinales im Doppel in Wimbledon.
Seit 2003 sind Sie Teamchef des deutschen Davis Cup Teams. Sicher kein einfacher Job. Tennisspieler sind in der Regel sehr selbstbewusste Einzelsportler, die oft persönliche Ziele in den Vordergrund stellen. Ihre Stärken als Coach?
Ja, das ist eine sehr spannende Aufgabe mit vielen Herausforderungen. Ich habe als Coach natürlich anfangs sehr viel lernen müssen und lerne ständig weiter. Aber ich denke, mir ist es ganz gut gelungen, einen gewissen Teamgeist zu entfachen. Jeder der Spieler weiß, dass wir es gemeinsam weit bringen können und tut seines dazu. Insofern macht mir die Arbeit sehr viel Spaß.
Ziel im Davis Cup 2010?
In diesem Jahr kann das Ziel nur Klassenerhalt heißen, weil wir im September in der Relegation ran müssen. Aber grundsätzlich treibt mich schon die Chance auf ein Davis Cup Finale an.
Seit 2009 haben Sie zudem die Nachfolge des verstorbenen Turnierdirektors Rudi Berger übernommen und leiten seither die BMW Open. Ist der Job so, wie Sie ihn sich vorgestellt haben?
Ja, auf alle Fälle. Wir haben hier ein sehr gutes Team von rund 300 Mitarbeitern, die alle an einem Strang ziehen. Auch hier bestimmt der für mich in allen Lebensbereichen sehr wichtige Teamgeist die Arbeit, deshalb macht mir auch dieser Job sehr viel Spaß.
Wer ist Ihr diesjähriger Favorit in München?
Ich weiß, dass wir ein sehr gutes Feld haben. Aber einen persönlichen Favoriten habe ich eigentlich nicht. Ich schaue natürlich auch auf die deutschen Spieler und hoffe, dass sie sehr weit kommen.
Was würden Sie gerne in Zukunft am Turnier noch ändern?
Ich finde, wir stehen für ein Turnier dieser Kategorie sehr gut da. Wir sind in den letzten Jahren ständig gewachsen, auch dank unserer starken Partner wie BMW, die gerade den Vertrag verlängert haben. Auch alle Spieler, die schon einmal da waren, kommen immer sehr gerne wieder nach München.
Wie oft kommen Sie selbst noch zum Tennisspielen?
Immer noch oft genug. So ein- bis zweimal in der Woche.
Was machen Sie gerne, wenn Sie mal Abstand vom Tenniszirkus brauchen?
Dann hau ich mich aufs Radl und fahre in die Berge.

Daten & Fakten:
Patrik Kühnen war als Tennisspieler unter anderem 2facher Deutscher Meister, 2facher Deutscher Mannschaftsmeister, gewann dreimal mit dem Deutschen Team den Davis Cup und stand 1988 in Wimbledon im Viertelfinale, 1993 im Doppel im Halbfinale. Seit 2003 ist der 44jährige, der heute in München lebt, Teamchef des deutschen Daviscup Teams, seit 2009 Turnierdirektor der BMW Open in München (www.bmwopen.de).petrarapp