Stark besetzte Wolffkran-Open in Ismaning - gelungene Podiumsdiskussion mit Boris Becker

Auf der Anlage des TC Ismaning findet diese Woche erstmals das neu geschaffene ATP-Challenger "Wolffkran Open" statt. Das Turnier kann schon in der ersten Ausgabe mit einer Top-Besetzung auf sich aufmerksam machen. Mit dabei sind eine Vielzahl an hochklassigen deutschen Akteuren. Mit Maximilian Marterer, Dustin Brown und Yannick Hanfmann kommen sogar die 1 bis 3 der Setzliste aus Deutschland. 


Podiumsdiskussion mit Boris Becker zum deutschen Herren-Tennis
Im Rahmen dieser Veranstaltung hat der Deutsche Tennis Bund zu einer Podiumsdiskussion geladen, die die aktuelle Situation im deutschen Herrentennis beleuchten sollte. Mit dabei das derzeit wohl prominenteste Mitglied des DTB, der neue Head of Men's Tennis Boris Becker. Weiterhin waren der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann, der DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard, der BTV-Vizepräsident und Turnierdirektor Dr. Peter Aurnhammer und von Spielerseite Yannick Hanfmann (ATP 134) Teil der Diskussionsrunde. 

Zum Einstieg zog Kohlmann Bilanz, was sich in den zwei Jahren seit der letzten öffentlichen Diskussion im deutschen Herrentennis getan hat. Die durchaus positive Entwicklung zeigt sich besonders in der Weltrangliste, aus den damaligen zwei Spielern unter den Top 100 wurden mittlerweile acht. Das Potential, das er schon damals bei den weiter hinten platzierten Spielern gesehen hat, komme immer mehr zum Vorschein und die gute Arbeit der Stützpunkte zahle sich sowohl bei ihnen, als auch bei den etablierten Spielern aus, so Kohlmann. Diese Eindrücke konnte Becker nur bestätigen und freute sich besonders über die gewonnene Davis-Cup-Partie gegen Portugal. Dies war sein erster offizieller Einsatz als Head of Men's Tennis an der Seite von Michael Kohlmann. Auch Hanfmann war dort zum ersten Mal Teil des Davis-Cup-Kaders, für ihn eine tolle Erfahrung, betonte er. Da bei dieser Partie nur das B-Team am Start war, wurde noch über die zukünftige Kaderplanung geredet. Becker, Kohlmann und Eberhard verlauteten, dass sie mit den Zverev-Brüdern ein gutes Verhältnis haben. Besonders Sascha will spielen, wenn es körperlich für ihn möglich sei. Mit ihnen, und auch mit Spielern wie Marterer und Gojowcyk, sehe man eine vielversprechende Davis-Cup-Zukunft vor sich. Wirklich planbar sei jedoch nichts, da es schwierig ist, die Spieler mit Verträgen an den Davis Cup zu binden. 

DOSB-Förderung für Tennis
Auch auf die allgemeine Förderung der Spieler und Tennislandschaft in Deutschland wurde in der Diskussion eingegangen. Wichtig für den DTB sei, dass Tennis nun durch den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) gefördert werde, und somit mehr Gelder zur Verfügung stehen. Becker will mit diesen mehr Zuschüsse für die Spieler erreichen, da er hier besonders im Vergleich zu seiner Zeit noch Rückstände sieht. Das Trainerpersonal des Verbandes wurde bereits erweitert, zum Beispiel durch ehemalige Spieler wie Björn Phau und Dirk Dier. Peter Aurnhammer sieht jedoch noch gewaltige Verbesserungsmöglichkeiten in der deutschen Turnierlandschaft. Er führte an, dass im Vergleich zu 23 Challengern in Italien, lediglich sechs deutsche Challenger stehen. Auch auf Future-Ebene hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Dies liegt besonders an der finanziellen Herausforderung der Turniere (Etat Wolffkran Open: 150.000 Euro), weil es in Detuschland im Vergleich zu anderen Ländern keine staatliche Förderung für Turniere gibt. Hier müsse sich unbedingt etwas tun, meinte auch Yannick Hanfmann und wies auf die Wichtigkeit der Heimatturniere für die Spieler hinwies. 

Auch auf die Schwierigkeiten bei der Förderung wurde eingegangen, beispielsweise wie man die Spieler auch noch besser an die Top 20 heranführen kann. Der derzeitige Trend, dass die Topspieler immer älter werden, macht es vor allem finanziell nicht unbedingt einfacher. Es dauere so länger, bis junge Spieler genug verdienen, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Ebenso wichtig und schwierig, gerade mit Blick auf die Weltspitze, ist laut Becker die individualisierte Behandlung der Spieler. Nicht für jeden Spieler ist jeder Weg der richtige. Für Hanfmann zum Beispiel war es wichtig, erst einmal auf ein College zu gehen, während andere gleich nach der Schule als Profis einsteigen. Hierzu muss für jeden Spieler das richtige Umfeld gebildet werden, meint Becker und verwies auf den für ihn vorbildlichen Weg von Sascha Zverev.

Fazit: eine durchaus gelungen, erfolgreiche Podiumsdiskussion. Es herrschte durchgehend Konsens zwischen allen Rednern und auch bei der Fragerunde konnten sie immer zufriedenstellende Antworten geben. Dieser geschlossene Auftritt des Verbandes in Verbindung mit den Spielern macht neben der sportlichen Entwicklung viel Hoffnung auf die Zukunft. 

Text und Fotos: Bastian Rapp

Mehr zum Turnier und aktuelle Tableaus unter: https://www.wolffkran-open.de/