Tennis-Bundesliga: „Dann freuen wir uns eben auf 2021“ - Interview mit dem Aufsteiger TSV 1860 Rosenheim

Die Aufstiegsmannschaft der Rosenheimer 2019
Nach den Damen und Herren 30 wurde auch die Tennis-Bundesliga der Herren, die im Juli begonnen hätte, aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt. Der TSV 1860 Rosenheimer Unterstützungskasse hätte dort in dieser Saison als Aufsteiger erstmals aufgeschlagen. Ein Gespräch mit Wolf-Dieter Dörfler, erster Vorstand des oberbayerischen Vereins, sowie Thomas Detterbeck, Manager der Bundesliga-Mannschaft. 

Ihr Verein ist im vergangenen Jahr ungeschlagen in die 1. Herren-Bundesliga aufgestiegen. Was wäre Euer Ziel in dieser Saison gewesen? 

Dörfler: Wir wollten einen gesicherten Mittelfeldplatz erreichen. Eventuell wäre mit unserem Kader mit Spitzenspielern wie Lorenzo Sonego (ITA; ATP 46) und Aljaz Bedene (SLO, ATP 61) und Juan Londero (ARG, ATP 63) aber auch noch mehr drin gewesen. 

Die Bundesliga hätte im Juli begonnen. Wie sehr hat den Verein die Absage der Spiele der 1. Bundesliga Anfang April getroffen? 
Dieter Dörfler
Dörfler: Wir waren natürlich anfangs schon sehr enttäuscht, weil wir bereits sehr viel Zeit und Engagement in die Planungen und Vorbereitungen gesteckt haben. Wir hätten Rosenheim und Umgebung sehr attraktiven Spiele präsentiert und dem Tennissport in der Region damit sicher nochmal einen großen Aufschwung verliehen. Aber die Entscheidung war alternativlos und wir stehen da auch voll dahinter. Die Gesundheit aller geht absolut vor, zumal Rosenheim ja auch ein richtiger Corona-Hotspot ist. Und wer weiß, ob unsere Spieler aus dem Ausland überhaupt hätten anreisen dürfen. 

Detterbeck: Inzwischen sehen wir die Absage durchaus positiv. So freuen wir uns halt auf 2021 und haben jetzt auch mehr Zeit, das Abenteuer „1. Bundesliga“ noch professioneller zu planen. Die Organisation und Logistik eines derartigen sportlichen Großereignisses sind für einen Bundesliganeuling in einer Kleinstadt schon eine gewaltige Herausforderung. Ein Beispiel: Letztes Jahr waren in der 2. Bundesliga im Schnitt 500 Zuschauer bei den Heimspielen bei uns auf der Anlage. In der 1. Liga rechnen wir schon mit mindestens dreimal so vielen Zuschauern. Dafür brauchen wir ausreichend Parkplätze, Tribünen u.v.m. 


Wie seid Ihr mit Euren Spielern verblieben? 
Dörfler: Wir haben sofort nach der Absage mit unseren Spielern Kontakt aufgenommen und die meisten haben auch wieder für die nächste Saison zugesagt. Aber bis dahin kann natürlich noch einiges passieren. 

Wie sieht die finanzielle Situation aus? Bleiben die Sponsoren an Board? 
Thomas Detterbeck
Detterbeck: Bisher habe ich noch keine Absage von unseren Sponsoren erhalten. Die Verträge laufen so wie sie sind im nächsten Jahr weiter. Aber auch hier haben wir ja jetzt durch die Absage mehr Zeit, mit neuen Gesprächen die Sponsoren-Situation für die nächste Saison 2021 vielleicht noch weiter zu verbessern. 

Wie ist die Stimmung im Verein nach der Absage, jetzt wo die Hauptattraktion mit den Spielen der 1. Herren wegfällt? 
Dörfler: Die Stimmung im Verein ist an sich sehr gut, aber vor allem die Kinder und Jugendlichen sind schon sehr enttäuscht von der Absage. Das wird sich aber schnell legen, wenn wir jetzt hoffentlich alle endlich selbst wieder auf den Platz dürfen. Jeder ist heiß darauf und will spielen. Wir hoffen sehr, dass wir in dieser Saison auch noch ein paar Turniere spielen und eventuell das eine oder andere LK-Turnier im Verein veranstalten dürfen.

Interview: Petra Rapp